ISBN 978-3-903385-02-3
Taschenbuch
240 Seiten, 14,90 €
Bayer-Verlag 2021
Down im Lockdown? Gibt’s nicht!
Es gibt immer etwas worüber oder worauf man sich freuen kann. Und es gibt Gschichtln über Seltsames, Lustiges, Erfreuliches, Erbauliches.
Lassen Sie sich entführen in eine Welt, in der Lockdown keine Chance hat. Stark ist die Kraft sich zu freuen. Mächtig ist die Kraft zu lachen.
LESEPROBE:
Die Kraft der Einbildung
Eine unserer größten Freuden im Lockdown ist die Zeit mit unseren zwei Enkerln. Greta (gute 2), Moritz (fast 6). Und es ist die Zeit, die wir mit ihnen verbringen. Es sind nicht irgendwelche Sensationen, irgendwelche großartigen Dinge… Nein, es ist die Zeit mit ihnen.
Trotzdem – irgendetwas müssen wir ja doch dann und wann mit den beiden unternehmen. Im Lockdown. Zoo geschlossen. Garten zu kalt und im Winter zu fad. Schlittenfahren ohne Schnee? Grottenbahn: zu. Kasperltheater sowieso nicht.
Na gut, ein schöner Tag, daher geht’s heute auf die Donaulände. Hier gibt’s den ersten Teil der Eisenbahnbrücke zu sehen. Der gestern auf den Pfeiler gehievt wurde. Uns erstaunt die Interesselosigkeit an technischen Details unserer Enkerl – überhaupt die zweijährige Greta scheint von halben Brücken kaum fasziniert. Daher besuchen wir den großen Kinderspielplatz gleich nach dem Brucknerhaus. Und jetzt beginnt eigentlich erst die Geschichte.
Da ist diese Kinderseilbahn. Eh schon wissen. Ein Seil ist leicht schräg gespannt. Die Kinder sausen auf einem Pendelsitz runter. Die Kunst (der Kinder) ist es, sich auf den Pendelsitz draufzusetzen.
Moritz steuert die Kinderseilbahn an. „Das kann ich“, kommentiert er. Zuerst ist ein anderer Bub an der Reihe. Dann er. Aber er schafft es nicht auf den Sitz hinauf, saust trotzdem los. Er klammert sich mit den Händen an den Sitz. Plumpst in der Mitte herunter.
Na dann noch einmal. Zuerst der andere Bub, der sich wieder mühelos auf den Sitz hinaufschwingt. Dann Moritz. Kommt wieder nicht auf den Sitz, saust trotzdem los, klammert sich an den Sitz, plumpst in der Mitte herunter.
Na dann noch einmal. Ich bewundere ihn dafür schon im Stillen. Zuerst der andere Bub. Seine Mutter sagt gerade zu ihm, „zieh dir mal die Hose hoch.“ Was der Bub tut, sich dann auf den Sitz schwingt und hinuntersaust.
Ich sehe förmlich, wie es in Moritz‘ Kopf rattert. „Aha, das hat was mit der Hose zu tun.“
Also zieht er sich auch kurz entschlossen die Hose hoch, schwingt sich elegant auf den Sitz (geschafft!) und saust los. Hurra!
Jetzt weiß Moritz natürlich was zu tun ist. Mindestens zehn Mal fährt er noch mit der Kinderseilbahn. Immer schafft er es mühelos auf den Sitz hinauf. Aber nicht, ohne sich vorher die Hose hochzuziehen.